Liebe Leser,
vor knapp drei Monaten, am 4.April 2013, eröffnete unser Flughafen Kassel-Calden. Gebaut wurde er als Ergänzung zur Anbindung der Region Kassel an die internationalen Verkehrsnetze.
Die Kritik um die Investition von 271 Mio. bricht nicht ab, häufigstes Argument sind jährliche Defizite in Millionenhöhe in den nächsten Jahren, die hauptsächlich aus Steuergeldern finanziert werden müssen. Eine Tatsache, die sich nicht anzweifeln lässt, das ist klar.
Sämtliche Regionalflughäfen in Deutschland arbeiten defizitär und müssen mit Landeshilfe finanziert werden. Allerdings stellt sich die Frage, ob Flughäfen überhaupt rentabel sein müssen, um eine Existenzberechtigung zu haben?
Diese Frage beantworte ich ganz klar mit einem Nein! Folgende Begründungen führen mich dazu:
Infrastrukturprojekte, seien es nun Bahnstrecken, Bahnhöfe, Autobahnen oder Flughäfen, werden gebaut, um die Erreichbarkeit einer Region auf wirtschaftlicher und touristischer Ebene zu gewährleisten. Die Mobilität von Bürgern sowie von Geschäftsreisenden wird damit gesichert. Betrachtet man die Situation also auf dieser Ebene, fällt auf, dass das Augenmerk nicht auf der Finanzlage liegt.
Gegenübergestellt werden Einnahmen aus Einkommenssteuer durch die entstandenen Arbeitsplätze und vor allem die Einnahmen durch Gewerbesteuern.
Regionalflughäfen komplettieren das Verkehrswegenetz und sorgen für eine hohe Standortattraktivität und Wachstum einer Region. Investitionen sind daher eindeutig zu rechtfertigen und werden in der Regel nach einigen Jahren Entwicklung durch die Einnahmen kompensiert. Erwirtschaftet werden diese nicht am Flughafen selbst, sondern durch die erwähnten volkswirtschaftlichen Effekte.
EU-Kommission stellt Leitlinie zur Finanzierung regionaler Flughäfen vor
Liebe Leser,
die europäische Kommission hat Leitlinien vorgestellt, nach denen sich die Finanzierung regionaler Flughäfen in Zukunft orientieren sollen. Wichtigstes Element: Innerhalb von zehn Jahren müssen Regionalflughäfen finanziell unabhängig sein. Danach wird der Geldhahn der öffentlichen Hand zugedreht. Zahlreiche Regionalflughäfen sind defizitär und schreiben Jahr für Jahr hohe Verluste.
Das Ziel liegt auf der Hand, allerdings geht die Rechnung der EU-Experten so nicht auf.
Befassen wir uns mit Infrastrukturprojekten, fällt sofort auf, dass eine Bewertung nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien nicht möglich ist. Ob es um Autobahnen, Bahntrassen oder eben Flughäfen geht, das Ziel ist das Gleiche: Erschließung neuer Verkehrswege, Steigerung von Standortqualität und -attraktivität und Anschluss an europaweite und weltweite Handelswege. Es wird schnell deutlich, dass die Frage nach schwarzen Zahlen dabei eine untergeordnete Rolle spielt und spielen muss! Es geht hier nicht darum, dass man aus Verkehrsprojekten eine Gewinnquelle macht sondern darum, die Lage eines Standortes wettbewerbs- und zukunftsfähig zu machen. Es muss gegengerechnet werden: Wie viele Steuereinnahmen durch Arbeitsplätze, Gewerbebetriebe u.a. werden jährlich generiert und welche volkswirtschaftlichen Effekte sind entstanden. Das sind die wichtigen Fragen.
Diese Berechnungen werden von der EU-Kommission vollkommen übersehen. Daher sind diese Leitlinien nicht anderes als eine Blockade für wichtige regionale Infrastrukturen und eine Gefahr für den wirtschaftlichen Anschluss von Regionen an Europa!